Coopong For Kids ist online!

Vor einiger Zeit hatte ich beschlossen, meiner Tochter die Welt der klassischen Videospiele zu zeigen. Dabei liegt nichts näher, als mit dem ersten Videospiel überhaupt, Pong, zu beginnen. Die Pong-Implementierung, die ich im Google Play Store fand, hatte allerdings einige Design-Probleme. Also fing ich damit an, meine eigene Variante zu implementieren. Das Ergebnis, Coopong For Kids, ist nun im Play Store verfügbar. Der folgende Artikel beleuchtet die damit verbundenen Game-Design-Entscheidungen etwas näher.

Warum noch ein Pong?

Im Google Play Store finden sich weit über 100 Spiele, die „Pong“ im Namen tragen und den Klassiker entweder klonen oder variieren. Wozu braucht die Welt also noch einen weiteren Pong-Klon? Für mich gab es für dieses Projekt zwei Gründe.

  1. Ich wollte ein Pong für meine Kinder, das ihnen Spaß macht. Bei den vorhandenen Pongs, die ich ausprobiert hatte, war das weniger der Fall.
  2. Es gibt eine Menge Spielideen, die ich gerne implementieren würde. Mit meiner spärlichen Freizeit hätte aber keines dieser Projekte eine Chance, beendet zu werden. Pong ist erstmal trivial, und wird nicht umsonst sehr häufig als Beispielanwendung in Vorträgen verwendet. Der Vortrag „From Pong to 15 Person Project“ von Mikael Kalms auf der Unite Berlin 2018 hat mich schließlich dazu inspiriert, mein eigenes Pong auch umzusetzen. Damit habe ich nun auch ein Beispielprojekt, anhand dessen ich interessante Techniken demonstrieren kann, was mir bisher leider fehlte.

Coopong For Kids unterscheidet sich von anderen Pong-Varianten vor allem hinsichtlich der Steuerung und dem Spielmodus. Die Notwendigkeit dafür ergab sich zwangsläufig aus der Betrachtung meiner Zielgruppe: weiblich, 5 Jahre alt (bestehend aus einer Person, aber vermutlich übertragbar auf einen guten Teil dieser allgemeinen Zielgruppe).

Kindgerechte Steuerung

Nimmt man sich ein beliebiges Pong auf einem Smartphone zur Hand und beginnt zu spielen, dann versucht man ganz natürlich, den Finger auf den Schläger zu legen und hin und her zu bewegen. Durch dieses „swipen“ verschiebt man den Schläger dorthin, wo man den Ball treffen kann. Kleine Kinder haben nur leider gerne mal etwas schwitzige oder klebrige Finger, und drücken vielleicht auch zu fest auf den Bildschirm. Als Folge davon bleibt der kleine Finger auf dem Touch Screen kleben. Der Schläger bewegt sich nicht schnell genug dorthin, wo der Ball hin fliegt, und schon nach kurzer Zeit wird das Spiel frustriert beendet.

Aus diesem Grund wird in Coopong For Kids nicht geswiped, sondern getappt. Um den Schläger dorthin zu bekommen, wo man ihn braucht, wird an die entsprechende Stelle getippt und der Schläger bewegt sich mit konstanter Geschwindigkeit dorthin. Nachdem die gesamte Hälfte des Bildschirms eines Spielers auf die Eingabe reagiert ist das eine recht zuverlässige Steuerungsmethode. Da der Schläger eine gewisse Geschwindigkeit hat ist das auch nicht zu einfach. Man muss ihn rechtzeitig in Bewegung setzen.

Das Tutorial fordert zum Tippen auf, anstatt zu swipen.

Tatsächlich funktioniert auch bei anderen Pong-Implementierungen das Tappen auf eine bestimmte Stelle, nur dass der Schläger dann ohne Zeitverzögerung an diese Stelle springt. Hat man das als Spieler erstmal herausgefunden, kann das die Art zu spielen vollkommen verändern. Gerade wenn der Ball nicht allzu schnell ist wird es trivial, ihn zu erwischen. So etwas ist natürlich nicht erwünscht. Das Spielerlebnis sollte nicht von der Art abhängen, wie der Spieler die implementierte Steuerung einsetzt. Vielmehr sollte er sie so benutzen, wie der Game Designer es angedacht hatte. So bekommt jeder Spieler das gleiche Spielgefühl, um das herum das restliche Spiel entworfen wurde.

Coopong For Kids ist kooperativ statt kompetitiv

Das klassische Pong wird gegeneinander gespielt. Somit wurde das klassische Pong auch für die klassische, männliche Zielgruppe entwickelt. Mädchen dagegen können dem kompetitiven Spiel nicht soviel abgewinnen wie Jungen, was sich ebenfalls in den ersten Probespielen mit Pong-Varianten auf dem Smartphone zeigte. Spätestens nachdem sie das erste Mal verloren hatte, hatte meine Tochter keine Lust mehr.

Die kooperative Variante war da wesentlich erfolgreicher. Die zwei Spieler versuchen, so lange wie möglich den Ball auf dem Spielfeld zu halten. Um es nicht zu einfach zu machen wird der Ball mit der Zeit immer schneller und zusätzlich der Schläger etwas kleiner. In regelmäßigen Abständen steigen die Spieler dabei eine Stufe auf.

Die Ziel, ein immer höheres Level zu erreichen, war für meine Tochter äußerst motivierend. Andererseits war es natürlich enttäuschend, dass sie nach jedem Ballverlust wieder von Neuem beginnen musste. Abhilfe schaffte die Einführung von mehreren Leben, was die Frustration deutlich abmilderte.

Themen als Belohnung

Neben einem durchdachten Game Design und einer ordentlichen technischen Umsetzung muss ein Videospiel auch ästhetisch ansprechend sein. Das klassische Design von Pong erfüllt diese Anforderung leider nicht mehr. Ich hatte das Glück, dass sich eine ehemalige Kollegin von mir, Anna Sudermann, bereit erklärte, ein Design für den Spielhintergrund, Ball und Schläger zu entwerfen. Aus dem ersten, sehr hübschen Bild im Wachsmalkreide-Stil entwickelte sich die Idee, den Spielfortschritt mit weiteren grafischen Themen zu belohnen, die bei Erreichen von bestimmten Spielstufen freigeschaltet werden.

Coopong For Kids war eigentlich, wie das klassische Pong auch, für zwei Spieler konzipiert, die gemeinsam an einem Smartphone oder Tablet spielen. Am Ende zeigte sich aber, dass meine Tochter das Spiel viel lieber alleine spielte. Aber ob nun alleine oder zu zweit, die beschriebenen Maßnahmen haben aus dem einfachen Pong ein Spiel gemacht, das man Kindern gerne als erste Heranführung an Videospiele geben kann.

Probiert es mal aus! Ich freue mich sehr über Downloads und Kommentare!

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