Civilization-Partie vom 15. März 2015 – eine Zusammenfassung

Vergangenen Sonntag spielte ich mit drei Kollegen eine Partie Civilization. Sie kurz zu nennen wäre sehr euphemistisch, aber immerhin konnten wir sie nach knapp 14 Stunden erfolgreich beenden, was bei Civilization nicht selbstverständlich ist. Gespielt wurde die sog. Gibson-Variante aus dem Verlag „Welt der Spiele“ von 1988. Ich versuche im folgenden, den Verlauf des Spiels zusammenzufassen und auf ein paar taktische Aspekte hinzuweisen, wobei ich allerdings voraussetze dass das Spiel in seinen Grundzügen bereits bekannt ist. Wer die Regeln lesen möchte kann sie z.B. bei BoardGameGeek herunterladen.

Grundaufstellung2015-03-15 Civilization Partie Zug 0

Bei vier Spielern wird nur etwa die Hälfte des Spielbretts verwendet, da den Spielern ansonsten zuviel Platz zur Verfügung stehen würde und keine Konkurrenzsituationen entstehen würden. Nur die beigen und grünen Felder, also die Ägäis, Kleinasien und der nahe Osten, werden verwendet. Wir wählten Thrakien (lila, Eule), Kreta (weiß, Stierkopf), Assyrien (blau, geflügelter Stier) und Babylon (rot, Sphinx) als Völker aus. Interessant ist, dass die Völker unterschiedliche Fortschrittsbedingungen besitzen, die unterschiedliche Strategien erfordern. So haben Thrakien und Kreta relativ viel Zeit für ihre Fortschrittsbedingungen, sind aber in der Ägäis sehr stark auf Schiffe angewiesen. Insbesondere Babylon muss dagegen sehr früh seine ersten beiden Städte gründen, was das Wachstum früh behindert. Dagegen ist das Zweistromland sehr fruchtbar und besitzt große Bevölkerungskapazitäten.

Runde 3: Erste Ausbreitung2015-03-15 Civilization Partie Zug 3

Hier sieht man, wie wir versuchen, uns bereits früh auf dem Spielfeld zu positionieren. Die Kreter müssen ihre Insel möglichst schnell, bereits in Runde 3, verlassen, und für das erste Schiff 2 ihrer 8 Bevölkerungseinheiten ausgeben. Das verlangsamt frühzeitig das Wachstum. Die Assyrer versuchen, ihre Ecke des Spielfelds zu verlassen um nicht von Babylon eingeengt zu werden, während Babylon selbst bereits im nächsten Zug zwei Städte gründen muss um die erste Hürde auf der Entwicklungsstabelle zu überspringen. Dafür müssen sie 12 ihrer 16 Bevölkerungseinheiten ausgeben und schränken ihr Wachstum damit enorm ein. Das rächt sich für den Rest des Spiels, da sie damit ständig mit den weiteren Hürden werden kämpfen müssen.

Runde 5: Beginn der Bronzezeit2015-03-15 Civilization Partie Zug 5

In Runde 5 sieht man bereits die Schwierigkeiten Babylons am Bevölkerungszähler. Mit nur 8 Einheiten liegen sie weit hinter den anderen Völkern zurück, auch wenn sie die erste Fortschrittshürde geschafft haben. Zwar haben sie zwei Handelskarten mehr als die anderen Spieler auf der Hand, aber keinen Handelspartner und nur Karten von geringem Wert. Während sich alle Völker möglichst großflächig ausbreiten ist Kreta noch auf ein kleines Gebiet beschränkt, da für eine weitere Expansion Schiffe notwendig sind. Diese wollen sie aber keinesfalls nochmals aus ihrer Bevölkerung bezahlen, daher müssen sie auf Steuereinnahmen aus ihren Städten warten.

Zu dieser Zeit war die Partie noch sehr friedlich, die meisten Grenzen wurden einvernehmlich festgelegt, da wir frühe Verluste scheuten. Diese wirken sich aufgrund des exponentiellen Bevölkerungswachstums besonders stark aus.

Runde 7: Erste Katastrophen2015-03-15 Civilization Partie Zug 7 vor Katastophen

Die Katastrophenkarten liegen in den Stapeln der Handelskarten zuunterst. Wen die ersten Katastrophen treffen ist also abhängig davon, wann Städte errichtet werden, und für die Spieler kam vorhersehbar. In Runde 7 traf es Kreta gleich mit den ersten drei Katastrophen auf einmal:2015-03-15 Civilization Partie Zug 7 Katastrophen Kreta Hochwasser, Hungersnot und Bürgerkrieg. Glück im Unglück: die Kreter besaßen kein Hochwassergebiet, und ein Spieler kann maximal von zwei Katastrophen auf einmal betroffen sein, also wirkte sich nur die Hungersnot tatsächlich aus. Der betroffene Spieler darf außerdem zwei weitere Spieler wählen die davon betroffen sind. Kreta wählte Babylon und Assyrien, da die Thrakier einen guten Handelsdeal machten und Kreta es sich nicht mit seinem einzigen direkten Nachbarn verscherzen wollte.

2015-03-15 Civilization Partie Zug 7 nach KatastrophenDie Karte nach Auswertung der Katastrophen zeigt, wie sehr Kreta, Babylon und Assyrien durch die Hungersnot entvölkert wurden. Schön sieht man hier bereits, wie wir die Weltkarte unter uns aufzuteilen gedachten. Interessanterweise sollte es im weiteren Verlauf auch so bleiben, was eher ungewöhnlich ist.

Babylon hat bereits nach der sechsten Runde die zweite Fortschrittshürde übersprungen, schaffte dies allerdings nur mit der Mystizismuskarte (der einzigen im Spiel) und Töpfern. Beide Zivilisationskarten sind sehr billig, und bergen das Risiko am Ende des Spiels nicht genügend Punkte sammeln zu können. Babylon hat hier allerdings keine andere Wahl, da die Hürde (Karten aus drei Technologiebereichen) ansonsten nicht zu schaffen ist. Eine sehr effiziente Taktik, Babylon früh auszubremsen, wäre es also gewesen, wenn ein anderer Spieler die Mystizismuskarte gekauft hätte.

Runde 8: Bürgerkrieg in Thrakien2015-03-15 Civilization Partie Zug 8 nach Bürgerkrieg

Der erste tatsächlich ausgewertete Bürgerkrieg des Spiels traf Thrakien. Aufgrund einer Hausregel, die an die Regeln von „Advanced Civilization“ angelehnt ist und wonach immer der schwächste Spieler der begünstigte ist, musste Thrakien ziemlich genau die Hälfte seiner Einheiten an Babylon abtreten. Glück für die Thraker war, dass damit das babylonische Gebiet aus zwei nicht verbundenen Bereichen bestand und die Babylonier kein Interesse an einer so großen und ungünstigen Ausbreitung hatten. Sie wehrten sich also kaum gegen eine Rückeroberung.

Runde 10: Rückschläge2015-03-15 Civilization Partie Zug 10

Während Thrakien langsam seine Gebiete von Babylon zurückeroberte, nutzte Kreta das Machtvakuum in Kleinasien um sich weiter auszubreiten. Während alle anderen Landwirtschaft besaßen hatten sie sich mit Metallverarbeitung für einen aggressiveren Kurs entschieden, benötigten dafür aber ein größeres Gebiet um auch bei neun Städten noch ausreichen Bevölkerungswachstum garantieren zu können.

In dieser Runde schafften auch die ersten beiden Zivilisationen, Babylon und Assyrien, den Sprung über die nächste Fortschrittsschwelle nicht. Während Babylon nur 6 von 7 notwendigen Zivilisationskarten besaß, hatte Assyrien sogar nur 4.

Runde 11: Bürgerkrieg in Assyrien2015-03-15 Civilization Partie Zug 11

Der nächste Bürgerkrieg traf Assyrien, mit Thrakien als Begünstigtem. So schaffte das Spiel wieder einen gewissen Ausgleich, zumindest für Thrakien, das immer noch unter den Folgen seines ersten Bürgerkriegs litt. Diese Ausdehnung nach Osten erlaubte es auch Kreta, seine Gebiete in Kleinasien zu halten. Während Babylon die nächste Hürde auf der Entwicklungstabelle nun überspringen konnte, führte für Assyrien der Bürgerkrieg dazu, dass sie noch weiter zurückgeworfen wurden.

Runde 12: Kretas goldenes Zeitalter2015-03-15 Civilization Partie Zug 12

Auch die Thraker hatten kein allzu großes Interesse an einer Überdehnung ihres Reiches, sodass sie Gebiete im Osten tendenziell für die Assyrer wieder aufgaben. Diesen Umstand machte sich Kreta zunutze, um sein Gebiet nun auch ins östliche Mittelmeer zu vergrößern, auch wenn sie immer wieder durch Katastrophen Städte wie Mykene oder Salamis aufgeben mussten. Trotzdem konnten sie über mehrere Züge hinweg 9 Städte halten und damit genügend Handels- und Zivilisationskarten erwerben, um bereits jetzt die 1000-Punkte-Hürde in die Eisenzeit schaffen zu können. Assyrien dagegen hatte die Hürde davor immer noch nicht übersprungen und hatte somit keine Aussichten mehr auf den Sieg.

Runde 13: Polarisierung2015-03-15 Civilization Partie Zug 13

Thrakien gelang in dieser Runde der Sprung in die Eisenzeit, und lag damit zusammen mit Kreta immer noch gleichauf an der Spitze. Assyrien und Babylon erkannten nun, dass sie die beiden anderen Völker mit aller Macht bremsen mussten, um den Ausgang des Spiels noch beeinflussen zu können. Einen Bürgerkrieg in Kreta nutzte Assyrien aus, um dem Gegner beinahe alle Bevölkerungseinheiten wegzunehmen. In der Folge konnten viele kretische Städte nicht mehr versorgt werden und ihre Zahl sank auf vier.

Runde 14: Offener Konflikt2015-03-15 Civilization Partie Zug 14

Runde 14 bedeutete die letzte Chance für Babylon und Assyrien, die beiden führenden Völker Kreta und Thrakien noch in ihrer Entwicklung zu bremsen. Also versuchten sie den maximalen Schaden an Bevölkerung zu erzeugen und boykottierten die beiden anderen im Handel. Ausnahmen gab es nur, wenn sie eine verdeckte Katastrophe weitergeben konnten. Zum Glück für Kreta und Thrakien war allerdings Babylon auch weiterhin von Mittelmeer und Schwarzem Meer abgeschnitten, sodass deren Handlungsspielraum äußerst begrenzt war.

Runde 15: Die Entscheidung

In Runde 15 entschied sich schließlich das Spiel endgültig, als Thrakien nun ebenfalls an der letzten 1300-Punkte-Hürde scheiterte. Damit war Kreta nun uneinholbar einen Schritt voraus in der Entwicklungstabelle, auch dank der geringeren Hürde von nur 1200 Punkten.

2015-03-15 Civilization Partie Endergebnis
Das Spielfeld am Ende der Partie

Und so sah der Endstand der Partie aus:

Platz Volk Entwicklungstabelle Punkte Karten Punkte Gesamt
1 Kreta 16 1410 1436
2 Babylon 15 1375 1528
3 Thrakien 15 1345 1363
4 Assyrien 13 1095 1110

Vielen Dank an Andreas, Daniel und Sascha für diese spannende Partie!

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